Arbeitskreis Hexenprozesse / Friedrich Spee
Eingabe an den Bürgermeister von Sundern
http://www.gruene-sundern.de/?p=681
Sehr geehrter Herr Bürgermeister
Hiermit stellt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Sundern
folgenden Antrag:
1. Der Rat der Stadt Sundern beschließt einen Heimatforscher mit der Aufarbeitung des Themas Hexenverfolgung in Sundern zu beauftragen.
2. Der Rat der Stadt Sundern beschließt, die Opfer der Hexenverfolgung zu rehabilitieren.
Begründung:
Auf der diesjährigen Jahresversammlung des Heimatbundes Sundern hielt Hartmut Hegeler, kreiskirchlicher Pfarrer aus Unna einen sehr interessanten Vortrag über die Hexenverfolgung im kurkölnischen Sauerland die im 16.- 18. Jahrhundert stattfand. In Deutschland wurden damals 25000 Menschen umgebracht. Ein europaweiter Schwerpunkt der Hexenverfolgung lag in unserer Region. Heinrich von Schultheiß, in Arnsberg tätiger Hexenrichter war um 1630 Eigentümer des Gutshofs in Stemel.. Bekannt sind ebenso viele Hexenprozesse aus Balve.Trotzdem sind für Sundern die bekannten Quellen bisher sehr dürftig:
Namentliche Zeugnisse gibt des lediglich in der Endorfer und Allendorfer Chronik. In Allendorf wurde bisher eine Straße nach einem Opfer benannt: Die Kaspar- Kellermann- Straße. Dazu heißt es in der Allendorfer Chronik:
*Am
7. November 1629 vermachte der Bürger Kaspar Kellermann, welcher vom Richter
Nietenstein der Hexerei für schuldig gesprochen war und an diesem Tag auf dem
Scheiterhaufen lebendig verbrannt wurde, sein Haus und Gut zugunsten der Schule,
damit die Kinder zukünftig den Unfug des Hexen- und Zaubererglaubens einsehen
sollten.*
Etwas ausführlicher ist das Thema in der Endorfer Chronik behandelt.: Dort ist
die Rede von Hexenprozessen gegen Kaspar Kellermann und Dorothea Hobein in
Allendorf und es wird geschildert, dass in Endorf bereits vor 1601 *Hexen*
entweder erhängt oder geköpft wurden um sie danach zu verbrennen.
Der Gerichtsstandort und kirchliche Mittelpunkt des südlichen Stadtgebiets war
damals noch Stockum. Trotzdem finden sich keinerlei Angaben zu diesem düsteren
Kapitel der Geschichte in den vorhandenen Stockumer Chroniken des 20.
Jahrhunderts. Es dürfte allerdings unwahrscheinlich sein, das dort keine
Hexenverbrennungen stattgefunden haben.
In der Literatur findet sich eine ältere Angabe aus dem Jahre 1877: In den Blättern
zu näheren Kunde Westfalens schreibt Dr. K. Tücking auf Seite 26 folgendes:*Zu
Stockum wurden in früheren Zeiten auch Hexen verbrannt und zwar auf der Höhe,
wo jetzt die Chausee herführt.*
Angaben für den nördlichen Stadtbereich (Enkhausen, Hachen etc) sind uns
bisher nicht bekannt.
Es läßt sich somit vermuten, dass dieses Thema bisher unzureichend
aufgearbeitet wurde und es wäre daher wünschenswert hierzu weitere Forschungen
in den Archiven anzustellen.
Bezüglich der Rehabilitierung berufen wir uns auf den Vortrag von Hartmut
Hegeler, der eindeutig dargestellt hat, das diese unschuldigen Menschen, die
grausamst umgebracht wurden bisher nicht rehabilitiert wurden. Mehrere Räte
haben dieses bereits beschlossen. Dieses sollte auch durch den Rat der Stadt
Sundern geschehen.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Korn, Fraktionsvorsitzender Bündnis 90/Die Grünen
.
Vorlage
Opfer der Hexenverfolgung in Sundern
- hier: Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
- Vorlage
der Verwaltung für Rehabilitierung
und
Schreiben des Justizministeriums des Landes NRW vom 2.9.2011:
eine juristische Rehabilitierung ist nicht möglich, weil es keinen
Rechtsnachfolger des Kurkölnischen Herzogtums Westfalen gibt.
- Protokoll der
Ratssitzung 22.9.11 über Rehabilitierung der Opfer der Hexenprozesse
Vorbemerkung
Matthias
Schulte-Huermann von den Grünen stellte 2011 einen Bürgerantrag auf Rehabilitierung
der Opfer der Hexenprozesse.
In Sundern -Allendorf wurde eine Straße nach Kaspar Kellermann benannt, der als
Hexenmeister verurteilt am 7.November 1629 in Balve verbrannt wurde. In seinem
Testament hatte er jährliche Geldzahlungen für die Schule in Allendorf
vermacht, um eine bessere Schulbildung der Kinder zu ermöglichen.
WP/WR Zeitung für Sundern, 7.5.11
Unrealistische
Chance auf neue Namen. Quellenproblem: Nur wenige der verurteilten Hexen sind
bekannt
Von Matthias Schäfer
Sundern
Mit der Vergangenheit in Sundern vor 350- 400 Jahren beschäftigte sich am Donnerstag der Rat der Stadt Sundern. Auf Antrag der grünen Fraktion ging es um die Hexenverfolgung und die Aufarbeitung der Historie.
Dabei zeigt Matthias Schulte-Huermann in seinen Ausführungen die Dimensionen auf: "Es gibt eine unzureichende Aufarbeitung des Themas. Dabei hat es mehrere Facetten: eine kokal-historische, eine sozial-psychologische, eine Wissenschaftlich-Theoretische sowie eine juristische." Gerade die letzte, das hätten die Ereignisse in Rüthen gezeigt, könne man durch eine Rehabilitierung der vermeintlich Schuldigen der Hexenprozesse von damals erreichen. In Sundern führe dies zu einem Widerspruch, der aufgelöst werden müsse. In Allendorf sei eine Straße nach Kaspar Kellermann, der als Hexenmeister verurteilt am 7.November 1629 in Balve verbrannt wurde, benannt worden: "Juristisch ist er noch schuldig. Also haben wir einem Verbrecher eine Straße gewidmet", so Matthias Schulte-Huermann.
In der Folge genehmigte der Rat dem Historiker Werner Neuhaus eine Stellungnahme: Er machte klar, dass man in Sundern ein "Quellenproblem" habe. Seine Recherchen vor einiger Zeit hätten im Balver Archiv folgendes Ergebnis gehabt: "Beim Stadtbrand 1789 sind alle Akten der Hexenprozesse verbrannt. Es gibt 75 Aktenordner, darin sind unsortierte, in Latein abgefasste Vorgänge. Die Chance, dort etwas zu finden, ist theoretisch", so Neuhaus. Andere Quellen, wie das Pfarrarchiv Enkhausen, seien ausgewertet, auch in anderen Orten hätten Dr. Maria Rörig und Dr. Hubert Schmidt alles restlos gesichtet.
Michael
Stechele (SPD) machte dann den Vorschlag, mit den bekannten Namen eine
juristische Rehabilitierung zu verfolgen, um den Widerspruch aufzulösen. Stefan
Lange (CDU) schlug vor, zu prüfen, welches Gericht, welche Kirche oder Kommune
heute zuständig sei als Nachfolger. Bürgermeister Detlef Lins versprach diese
Überprüfung durchführen zu lassen. "Einen über die bekannten Namen
hinausgehenden Kreis von Personen zu definieren, halte ich für schwierig unter
den dargelegten Fakten."
WP/WR Zeitung für Sundern, 7.5.11
Kommentar
Auf einem guten Weg
Wenn
man sich in die Sache einliest, dann ist es schon bedrückend, wie Günter
Martin es ausdrückte. Hexenprozesse sind auch nicht wegzudiskutieren, auch
nicht, dass auch in unserer Heimat gefoltert, verbrannt und geköpft wurde.
Richtig ist aber auch, dass wohl aufgrund der dürftigen Quellenlage durch den
Balver Stadtbrand kaum neue Fakten durch noch so intensive Forschung ans
Tageslicht gefördert werden können. Da scheint es mir logisch, die juristische
Zuständigkeit zu klären und Kaspar Kellermann symbolisch zu rehabilitieren.
Auch um den Widerspruch einer Straße für einen noch rechtmäßig verurteilten
Verbrecher aufzulösen. Matthias Schäfer
Leserbrief
WR 6.5.2011
*Sind
die Vorgänge vor 350 Jahren wichtiger als die aktuellen Probleme in der Stadt*
*Heute mußte ich die Schlagzeile lesen *Rat diskutiert heute über
Hexenverfolgung* Da muß ich die Frage stellen. Sind die Vorgänge von vor 350
Jahren wichtiger als die Aktuellen?. Wir vom THB Seidfeld engagieren uns für
eine Querungshilfe für Kinder....
Matthias Fichtel, Mitglied des THB Seidfeld