Das Leben des Anton Praetorius

 

Anton wurde im Jahr 1560 in Lippstadt in Westfalen als Sohn von Matthes Schulze geboren. Gemäß der Mode der Zeit setzt er später seinen Namen ins Lateinische, wie dies viele Gebildete tun und nennt sich Praetorius In der Lateinschule erwarb er gute Kenntnisse in der Bibel und in Latein. Mit 21 Jahren ergriff Anton Praetorius in seiner Heimatstadt den Beruf des Lehrers. Um 1584 heiratete er in Kamen/Westfalen, und im Frühjahr 1585 wurde sein Sohn Johannes geboren. Praetorius wurde 1586 zum Rektor der Lateinschule in Kamen ernannt. 

Es gab heftigen Streit zwischen Lutheranern und Reformierten um den wahren Glauben an Gott. Praetorius dachte, dass der reformierte Glaube Gott auf die richtige Weise verehrt. Deshalb trat er vom lutherischen zum reformierten Bekenntnis über.  

1592 wurde er erster reformierter Pfarrer in dem Weinort Dittelsheim. 1596 schrieb Praetorius ein Lobgedicht für den Grafen Wolfgang Ernst. Der Graf gab ihm deshalb die Stelle des Hofpredigers in Birstein.

Pauluskirche Kamen mit schiefem Turm

Praetorius schrieb Glaubensbücher in deutscher Sprache. So wollte er den einfachen Menschen das reformierte Bekenntnis näher bringen. Da begann 1597 in Birstein ein Hexenprozess.

Überall fragten die Menschen, wer an den Katastrophen der Pest, des schlechten Wetters und der Hungersnöte schuld sei. Menschen wurden der "Hexerei" beschuldigt: sie hätten sich einer geheimen Teufelssekte angeschlossen, das Wetter verhext und Krankheiten über Menschen und Tiere gebracht. 

Praetorius wurde vom Grafen als Mitglied des Hexengerichts gegen vier Hausfrauen berufen. Die angeklagten Frauen wurden gefoltert. Nachts brachten sich mehrere der angeklagten Frauen aus Verzweiflung in der Zelle um. Als die letzte Angeklagte erneut gefoltert werden sollte, ertrug es Praetorius nicht länger. Er protestierte wütend bei dem Richter. So gelang es ihm, die Frau aus der Folterkammer zu retten. 

In der Akte über den Hexenprozess ist überliefert, dass der Pfarrer "heftig contra torturam geredet" [gegen die Folter]. Der Prozess wurde beendet und die letzte noch lebende Gefangene freigelassen. Der Graf war wütend und entließ umgehend seinen Hofprediger.  

Praetorius musste Birstein verlassen und fand 1598 in Laudenbach eine neue Stelle als Pfarrer. Dort schrieb er ein Buch gegen die unchristlichen Hexenprozesse: „Gründlicher Bericht über Zauberey und Zauberer“. Dies war gefährlich. Daher veröffentlichte Praetorius das Buch 1598 unter dem Namen seines Sohnes Johannes.

Die Hexenverfolgung erreichte neue Höhepunkte, und sein Buch gegen das Unrecht in den Hexenprozessen und gegen Folter war vergriffen. Mutig gab Praetorius im Jahre 1602 das Buch unter seinem eigenen Namen neu heraus. Bald war das Buch wieder ausverkauft. 1613 erschien sein Bericht über „Zauberey und Zauberer“ zum dritten Mal.

Praetorius wurde oft durch Kummer und Krankheiten gequält. Zehn Schwangerschaften seiner vier Frauen waren unglücklich verlaufen. 1613 starb sein einziger überlebender Sohn Johannes im Alter von 28 Jahren. Praetorius war verzweifelt. 

Am 6.12.1613 starb Praetorius. 16 Jahre nach seinem Tod haben unbekannte Freunde das Buch von Praetorius in vierter Auflage herausgebracht. Es war im Jahr 1629, als Wetter­katastrophen über die Menschen hereinbrachen. Die Zahl der Hexenhinrichtungen erreichte traurige neue Rekorde.

Praetorius hatte es in seinem Leben nicht leicht gehabt. Trotzdem hat er Glauben und Mut gezeigt. So kann er uns Menschen heute ein Vorbild sein.