Anton Praetoriusspiel 2. Stufe

 

1. Lebensstation - Geschichte der Frauen

 

Illustration aus dem Buch: Anton Praetorius und die Hexe, von Hartmut Hegeler

Die Predigt von Pfarrer Reinhard Wolf am Grab von Anton Praetorius im Jahr 1613 verrät wichtige Einzelheiten aus dem Familienleben von Praetorius: "Denn was seinen Hausstand [sein persönliches Leben] betrifft, so hat er von Jugend auf viel zu streiten gehabt mit vielen und mancherlei Krankheiten, mit Frost, mit Hunger und Kummer, und vielen andern Widerwärtigkeiten. In der ersten Ehe hat Praetorius zwölf Jahre gelebt und vier Kinder gezeugt, welche alle, ausgenommen der erste Sohn Johannes, das erste Jahr nicht überlebt haben." Um 1596 starb seine Frau Maria, die er in der Stadt Kamen geheiratet hatte. Praetorius war nun 36 Jahre alt.

Doch das Schicksal hatte weitere böse Überraschungen für Anton Praetorius bereit. Er bemühte sich, für sich und seinen unversorgten elfjährigen Sohn eine neue Frau und Mutter zu finden. Als er wieder heiratete, schlug das Schicksal wie ein Blitz aus heiterem Himmel ein: "Die zweite Hausfrau ist am zwölften Tag nach dem Kirchgang an der Pest gestorben, also dass sie keine Stunde gesund beieinander gewesen sind." Angesichts seines unversorgten Sohnes wagte es Anton Praetorius zum dritten Mal: Er verlobte sich, doch auch die dritte Frau starb am dritten Tag nach der ersten Abkündigung [der Verlobung]: "Also, dass er sie nicht zur Kirche, sondern zum Grab begleitet hat."

 

 

"Vornehmlich aber, als er etwas zu Jahren gekommen und zur Ehe gegriffen, hat er gemeint, das Glück würde ihm auf allen Gassen begegnen. Aber es hat sich weit umgewendet, also, dass er erst recht in die Kreuzschule geführt wurde. Dort hat er lernen müssen, wie man mit Geduld streiten und überwinden muss, denn er ist in die vierte Ehe gekommen."

1597 hatte Anton Praetorius in Birstein Sibylle geheiratet, die Tochter des Pfarrers Hermann Pistorius aus dem Dorf Muschenheim bei Lich. Mit ihr lebte er bis zu seinem Lebensende zusammen, doch das Eheleben war nicht erfreulich. Praetorius bewohnte mit seiner Frau ein großes Pfarrhaus in Laudenbach, doch verriet Pfarrer Wolf an seinem Grab: "Mit der vierten hat er bis ins siebzehnte Jahr gelebt, doch keinen Monat ohne Widerwärtigkeit. Mit ihr hat er sieben Kinder gezeugt, welche doch zum Teil bald nach der Geburt gestorben, zum Teil tot geboren sind." 

Für eine Frau gilt dies bis heute in vielen Ländern als eine persönliche Katastrophe, wenn sie dem Mann keine Nachkommen schenken kann. In einem kleinen Dorf wie Laudenbach war es sicherlich Dorfgespräch. Als Sibylle endlich schwanger wurde, hofften die Eheleute auf ein gesundes Kind. Doch dann kam das Kind tot zur Welt. Und das Schreck­liche pas­sier­te nicht nur einmal. Es war eine Tragödie: sieben Mal hatte sie eine Totgeburt oder das Baby starb bald nach der Geburt. Die Frauen im Dorf waren überzeugt, dass dies die Strafe Gottes war, weil Praetorius die Feinde Gottes verteidigte, die Hexen. ´Er ist ein Hexenbuhle!` tuschelten die Frauen auf der Strasse. ´Er bringt ihr Unglück. Das ist die Strafe Gottes für Praetorius und seine Frau`."

"Und neben diesem großen Hauskreuz, welches er an seinen Weibern und Kindern gehabt," litt Praetorius oft an Krankheiten. "Also dass er sich viel an die Ärzte gewendet, auch viel von ihnen erlitten, dennoch hat ihm nicht geholfen werden können, bis er endlich des Todes verblichen. Welches alles er doch mit solcher Geduld ertragen, dass er allezeit fröhlich im HERREN dabei gewesen ist."

 

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